neue Liveshows sind in Planung, schaut dazu unter Live....

Pentan, das sind... Lorry, Kai, Rico, Letz und Eschi...




Die Geschichte zur Band

Geschrieben von Thomas Morgenroth

Ein schmächtiges Bürschlein mit dunklem Wuschelkopf und halbnacktem Oberkörper drischt mit zwei Stöcken auf zwei halbe Marmeladeneimer aus Pappe und eine leere Trinkfix-Dose ein, die mit Zellophan bespannt sind. Es handelt sich um den 14-jährigen Kai-Uwe, der voller Inbrunst sein erstes selbst gebautes Schlagzeug testet, die Fußmaschine hatte er sich aus einem Stabilbaukasten zusammengeschraubt. Es war das Jahr 1981, im Rückblick ein bedeutendes Jahr für die Rockmusik in der Stadt Pirna. Damals lernten sich Kai und der ein halbes Jahr ältere Matthias " Eschi " kennen, der Wanderklampfe und Cello spielte. Zwischen den Jungs funkte es musikalisch sofort. Sie wollten eine Band gründen, allerdings gestaltete sich die Suche nach einem Bassisten zunächst schwierig, erinnert sich Kai. Rico, der sich eigentlich nur um die Technik kümmern wollte, übernahm schließlich das Instrument. Nach zahllosen Proben in der Garage von Ricos´ Vater auf dem Sonnenstein, hatte Titan mit melodiösen Heavy Metal am 15. Februar 1983 in einer Turnhalle in ihrem Wohngebiet ihren ersten Auftritt, mit Kai-Uwe als Sänger und nun endlich an einem richtigen Schlagzeug. Das aber gab er wenig später zugunsten der Gitarre auf, neuer Drummer wurde Silvio. Nur für kurze Zeit: Kaum 18 geworden, stellte er einen Ausreiseantrag und verließ die Band. Mitte 1984 unterwies Kai dann Dirk " Dave " in der Kunst des Trommelns. In dieser Besetzung muggte Titan, zuletzt als Amateurband der Oberstufe, zwischen Erzgebirge und Ostsee bis zu ihrer Auflösung im Sommer 1989. Angeregt von Bands wie Kiss, AC/DC, Judas Priest, Accept oder später auch Slayer und Metallica, pflegte Titan den für die Achtziger typischen Hardrock. Aber einen Zacken schärfer sollte er sein, ihr Sound sei " schwerer als Heavy Metal ", wie es in einem ihrer Songs heißt, die Kai mit deutschen Texten schrieb. Über den ersten AC/DC-Sänger Bon Scott zum Beispiel, Spießer oder Metal-Fans als Außenseiter. Damit bekam Titan kaum Ärger mit der Obrigkeit, dafür aber mit " Bombenhagel " der Gelsenkirchener Trash-Metal-Band Sodom. Kein Wunder: Ist doch die deutsche Nationalhymne am Ende des Stückes als Gitarrensolo zu hören. Und das in der DDR! Ein Verbot konnte ich gerade noch abwenden, erinnert sich Kai, die Repressalien aber mehrten sich. Das Ende der Band freilich ließ ohnehin nicht mehr lange auf sich warten, es ging mit dem Sterben des Staates einher. Kai, Rico und Eschi setzten sich in den Westen ab, ihre Wege trennten sich, Titan hörte auf zu existieren. Seit ihrer Rückkehr 1994 nach Pirna aber frönen Kai und Eschi wieder ihrem liebsten Hobby in der Band Saxorior, die bis heute existiert.

Die zweite wichtige Metalband der Stadt Pirna in den Achtzigern war Pent: Letz an der Gitarre und Lorry am Schlagzeug. Auch sie griffen schon als Schüler zu ihren Instrumenten. Um ihren Idolen wie Black Sabbath oder Deep Purple nachzueifern, gründeten Letz, Lorry, Jörg, Torsten und Frank 1980 die Gruppe Pent. Wobei der Name, erklärt Letz, nichts mit Pentagramm oder Okkultismus zu tun hat: Er steht einfach nur für die Zahl der Bandmitglieder, eben fünf. Auf dem Dachboden der ehemaligen Genossenschaftsbank lärmten wir uns zu, erinnert sich der Geschäftsführer der Pirnaer Alu-Technik Lehmann & Brandt GmbH. Pent spielte sich zunächst querbeet durchs damals gängige Rock-Repertoire. Als aber Bands wie Iron Maiden, Saxon oder Van Halen aufkamen, waren wir von deren Klang überwältigt, sagt Letz. Wie die ihre Instrumente bedienten, grenzte an Zauberei. Die Jungs übten und gaben ihr ganzes Geld für westliche Technik aus. Und schafften schließlich die für Auftritte als Amateurband nötige Einstufung durch das Kreiskulturkabinett bis zur Sonderstufe. Ihr Mentor war der Freitaler Bassist Michael " Mike " Demnitz, der nach seinem Ausstieg bei Reform 1983 die Metal-Band MCB mitgegründet hatte, die erste in der DDR mit Profistatus. Für die Mitglieder von Pent aber blieb die Musik ein Hobby. Sie spielten am liebsten im Hanno-Günther-Heim in Pirna. Neben Technik und Fahrzeugen waren Probenräume ein großes Problem. Eine Zeit lang kamen sie im Keller des Einfamilienhauses des Schlagzeugers unter, bis dessen Eltern die Partys zu laut und zu wild wurden. Schließlich übten sie bis Oktober 1988 im alten Fährhaus von Großsedlitz. Auch personell gab es einige Turbulenzen, Gitarristen kamen und gingen, der Basser wurde ausgetauscht. Schließlich musste der Schlagzeuger Lorry gehen: Er hatte einen Ausreiseantrag gestellt, siedelte dann auch 1988 in den Westen über, wo er heute noch lebt. Pent war eine Förderband des Kreiskulturzentrums Pirna, da wurden keine Staatsgegner geduldet. Die Einberufung zum Wehrdienst, Pent ging nach einer Absprache mit dem Wehrkreiskommando geschlossen in die Kaserne in Pirna, besiegelte am 1.November 1988 das Ende der Band. Wir hatten kaum Gelegenheit zum Spielen, und nach der Entlassung 1990 kümmerte sich jeder um seine private und berufliche Existenz, sagt Letz, der eine erfolgreiche Firma gründete und zwei inzwischen erwachsene Kinder hat. Auch Titan, erinnert sich Kai-Uwe, Vater von drei Kindern und Inhaber eines Tattoo-Studios, sollte als Band zur Fahne. Die Wende ersparte ihnen das. Bei einer Party vor 17 Jahren schließlich wurde die Idee geboren, den Achtzigerjahre-Metal wieder aufleben zu lassen. Und zwar mit Musikern von Titan und Pent, die sich schon damals gut verstanden. Gesagt, geprobt: 2004 spielte Pentan ihr erstes Konzert. Und weil es so gut lief, treten die Männer seitdem gelegentlich in Metalschuppen auf, bei Bikertreffen oder privaten Partys. 39 Jahre nachdem Kai-Uwe auf seinen Pappeimern trommelte. Die Haare auf dem Kopf hat er inzwischen verloren. Nicht aber die Freude an der Musik: " Sie gibt mir Kraft. "



Copyright © by Pentan & Bokaj